Frankfurt Marathon 2007
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Copyright Text, Fotos: Herbert Steffny
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Melanie Kraus gewinnt - Wilfred Kigen mit Hattrick und Streckenrekord
(von Herbert Steffny am 28.10.2007 aus Frankfurt)

Jubelstimmung in Frankfurt! Finisher-Rekord mit 9.156 Läufern im Ziel, der erste Sieg für eine Deutsche durch Melanie Kraus seit 2001 und ein phantastischer neuer Streckenrekord durch den Kenianer Wilfred Kigen in 2:07:58 Stunden . Bei idealen Wetterbedingungen von rund 11 Grad bei bedeckten Himmel und wenig Wind konnte der Frankfurt Marathon sich weiter innerhalb der großen Marathons etablieren. Wer bei solchen Bedingungen die Gunst der Stunde für eine gute Zeit nicht nutzte, war selber schuld.

Wilfred Kigen - mit Trommelschritt zum Streckenrekord

Und so machten bei den Männern die Tempomacher vereinbarungsgemäß auf eine Zeit von 2:08:00 Stunden ordentlich Dampf um den bestehenden Streckenrekord von 2:08:29 Stunden zu unterbieten. Neben dem Favoriten und zweifachen Frankfurt Marathon Sieger Wilfred Kigen folgten zunächst rund 15 Athleten mutig dem scharfen Tempo. Halbmarathon wurde präzise in 64:04 Minuten passiert. Bei 30 Kilometer hielt es der Nairobi Marathonsieger Hosea Rotich aber nicht länger aus und verschärfte auf einen Kilometerschnitt von deutlich unter 3:00 Minuten pro Kilometer. Der 28-jährige Förster lief in der Höhe und dünnen Luft von Nairobi (1700 Meter) bereits hervorragende 2:10 Stunden bei seiner Premiere. Das Feld bröckelte sofort auseinander und Rotich setzte sich zunächst ab, wurde aber einige Kilometer später wieder von dem gleichmäßiger laufenden Taktiker Wilfred Kigen und seinem Teamkollegen Peter Kiprotich eingeholt. Der spannende Dreikampf kam erst zwei Kilometer vor dem Ziel in die Entscheidung als Kigen, der Mann mit dem kurzen Trommelschritt das Heft selber in die Hand nahm. Kiprotich fiel zurück, aber der Herausforderer Hosea Rotich lief Brust an Brust neben dem Titelverteidiger und Streckenrekordler mit. Erst auf der langen Zielgeraden, etwa 500 Meter vor dem Ziel, konnte sich Kigen entscheidend absetzen und mit neuem Streckenrekord von 2:07:58 Stunden zum dritten Mal in Folge gewinnen. Dafür legte er die letzten 2,195 Kilometer mit starken 6:18 Minuten zurück (entspricht 2:52 Minuten auf einen Kilometer!). Der Mann mit dem starken Finish war damit eine Sekunde schneller wie Haile Gebrselassie bei seinem Weltrekordlauf in Berlin vor vier Wochen. 2005, wo gleich vier Kenianer in Frankfurt um den Sieg spurteten, setzte er sich sogar mit 6:14 Minuten, als fast 2:50 Minuten pro Kilometer durch. Das dürfte einer der schnellsten 2,195 Kilometer Abschnitte aller Zeiten gewesen sein. Mit Zeitprämien gewann der Mann aus Eldoret und Vater von vier Kindern insgesamt 45.000 Euro. Dahinter wurden reihenweise persönliche Bestzeiten erzielt. Mit einer 2:14er Zeit belegte man in Frankfurt lediglich den 20. Platz! Die ersten neun Plätze gingen an Kenianer. Einen lupenreinen Hattrick gelang bei den Frauen bereits Katrin Dörre-Heinig von 1995 bis 1997. Ebenfalls dreimal erfolgreich war bei den Männern bisher nur Herbert Steffny (1985, 1989 und 1991). ;-))

Dieter Baumann überwindet Marathon Trauma

Der beste Deutsche war auf Platz 26 Daniel Pickl aus Rupertiwinkel in 2:23:12. Dieter Baumann überwand sein Hamburg Marathon Trauma, wo er vor fünf Jahren nach 34 Kilometern spektakulär ausstieg und beendete diesmal die komplette 42,195 Kilometer Distanz in guten 2:30:05 Stunden. Immerhin ist der Tübinger bereits über 40 Jahre alt. Den Deutschen Rekord für über 40-Jährige hält übrigens der Marathonspezialist Günther Mielke, der 2004 ebenfalls in Frankfurt mit 41 Jahren 2:16:37 Stunden lief. Der Siebte des diesjährigen Rennens Elijah Sang aus Kenia lief übrigens mit 2:10:13 Stunden eine der weltbesten M40 Zeiten. Für sein Projekt Marathon hatte Baumann extra zwei eigene Tempomacher dabei, u.a. den amtierenden Deutschen Marathonmeister von Mainz Philip Ratz (geb. Büttner) und dessen Butzbacher Vereinskollegen Marco Diehl. Mit seiner gelungenen Marathonpremiere erlief Baumann für ein Jugendprojekt je 1.000,-- Euro pro Minute unter 3:00 Stunden. Wichtiger für ihn und die Medien: von nun an darf sich auch der 5.000 Meter Olympiasieger von 1996 "Marathonläufer" nennen. Ein weiterer Prominenter, der sich seinen Frust von der Seele laufen wollte, war der Triathlet und Hawaii Sieger 2006 Norman Stadler. Wegen einer Magenverstimmung verunglückte sein diesjähriger Start beim Ironman auf Big Island. Bisher war er im Triathlon über die 42,195 Kilometer 2:50 Stunden gelaufen, in Frankfurt kam er dagegen beim Einzelstart mit neuem Hausrekord von 2:32:45 ins Ziel.

Melanie Kraus mit kluger Taktik Überraschungssiegerin

Bei den Frauen, die lange in einer großen Traube von Männern liefen, blieben zunächst alle Favoritinnen beisammen. Erfreulich, dass auch die deutschen Läuferinnen nicht chancenlos waren. Auf dem Papier hatte die Russin Svetlana Zakharova mit der Weltklasse-Bestzeit von 2:21:31 Stunden die besten Siegchancen. Nach einer Babypause war sie am Main allerdings erstmals wieder über Marathon am Start. Die deutschen Läuferinnen Zaituc und Kraus hatten die Olympianorm von 2:31:00 Stunden im Visier und die Europameisterin Ulrike Maisch wollte nach Fussproblemen nur endlich mal wieder einen Marathon durchlaufen. Kurz vor Halbmarathon setzte sich die 37-jährige Zakharova mit ihren zwei russischen Tempomachern ab und erlief sich zeitweilig einen Vorsprung von bis zu 50 Sekunden auf die Verfolgerinnen Luminita Zaituc aus Braunschweig und die Kenianerin Jenina Jelagat heraus. Eine Endzeit von 2:27:00 erschien möglich. Doch dann Schrecksekunde: Zaituc stand am Strassenrand und diskutierte mit ihren Tempomachern, ihrem Manager Klaus Günter Stieglitz und Lebensgefährten Dimitru Dobre, der ihr letztlich wie schon bei ihrem Sieg in Düsseldorf im Frühjahr eine Massage verpasste. Die 39-jährige Vize-Europameisterin von 2002 und zweifache Frankfurt Marathonsiegerin rappelte sich noch einmal auf, verlor bei dem Malheur aber rund eine Minute. Zakharova wirkte zunächst wie die sichere Siegerin, aber auch ihre schmerzverzerrten Gesichtszüge verrieten Probleme, Knieprobleme wie sie später bei der Pressekonferenz angab. Vier Kilometer vor dem Ziel erkannte ihr sich ständig umblickender Betreuer Alexander Bolkhovitin, der schon einmal den Mainz Marathon gewann, die drohende Gefahr von hinten. Melanie Kraus tauchte scheinbar aus dem Nichts von hinten auf und kämpfte sich an die langsamer werdende Russin heran. Diese heftete sich noch einmal an die Hacken der Deutschen, doch die von Paul Heinz Wellmann betreute Athletin löste sich einen Kilometer vor dem Ziel letzlich unwiderstehlich und stürmte wie entfesselt der resignierenden früheren Chicago und Boston Marathon Siegerin auf und davon. Mit 2:28:56 Stunden lief sie erneut nach ihrem taktisch klug erlaufenen 20. Platz bei der WM in Osaka ein bemerkenswertes Rennen. Unbeirrt von dem Geplänkel der anderen hielt sie sich an ihre Marschroute und zog diese konsequent durch. Das dies auch zum Sieg reichen würde verblüffte die fröhliche Leverkusenerin selbst hinterher.

Tolle Seniorenleistungen - Finisher Rekord: 9.156 Läufer im Ziel!

Es gab noch eine weitere bemerkenswerte Leistung an diesem Tag. Klemens Wittig (geb.1937) vom LC Rapid Dortmund hat den Deutschen Rekord in der Klasse M70 eingestellt. In sensationellen 3:08:49 Stunden kam er ins Ziel. Dies ist im Jahr 2007 bereits sein dritter Deutscher Rekord. Zunächst schnappte er sich in Paderborn am 7.4.2007 den Rekord im Halbmarathon in 1:27:18 Stunden und dann am 28.04.2007 den Rekord über 10.000m in 39:57,13 Minuten. Das macht sicherlich vielen Senioren-Sportlern Mut und zeigt, welche tollen Leistungen auch im Alter noch möglich sind. Bei den Seniorinnen konnte unsere Teambetreuerin Meike Wallow mit 3:04:16 den Sieg in der W40 erlaufen und unsere Laufseminarteilnehmerin Christiane Wilken verpasste bei ihrem W45 Altersklassensieg mit 3:01:21 Stunden die Dreistunden Grenze noch knapper.

9.156 Läufer (7.594 Männer und 1.562 Frauen, das entspricht 17,1 Prozent Frauenanteil wie 2006) erreichten das Ziel in der Messehalle. Das ist neuer Finisher Rekord. 501 Männer und 23 Frauen kamen unter 3:00 Stunden ins Ziel. Das sind 5,7 Prozent. Im letzten Jahr waren es 320 Läufer von 8.907 Finishern, das waren nur 3,6 Prozent. Die mittlere Zielzeit (50% im Ziel) bei den Männern beträgt 3:51 Stunden, bei den Frauen 4:12 Stunden.

Bedrohlich - Der Mann mit dem Hammer am Start (Foto, Copyright: Herbert Steffny)

Fröhlich - Der Mann mit dem Streckenrekord. Wilfred Kigen, dreimal in Folge Sieger in 2:07:58 Stunden
(Foto, Copyright: Herbert Steffny)


Unfassbar - Melanie Kraus konnte es selbst kaum glauben. Die Nummer 1 in Frankfurt 2007
(Foto, Copyright: Herbert Steffny)


Auch das Begleitrad für Melanie Kraus war am Ende vorne
(Foto, Copyright: Herbert Steffny)


9.156 Läufer erreichten das Ziel in der Messehalle
(Foto, Copyright: Herbert Steffny)

Ergebnisse Männer:
1. Wilfred Kigen KEN 2:07:58
2. Hosea Rotich KEN 2:08:11
3. Sammy Kurgat KEN 2:08:38
4. Peter Kiprotich KEN 2:08:49
5. Albert Matebor KEN 2:09:33
6. Simon Njoroge KEN 2:09:46
7. Elijah Sang KEN 2:10:13
8. Francis Bowen KEN 2:10:41
9. Japheth Kosgei KEN 2:11:01
10. Grigoriy Andreev RUS 2:11:02
  Ergebnisse Frauen:
1. Melanie Kraus GER 2:28:56
2. Svetlana Zakharova RUS 2:29:12
3. Kirsten Melkevik Otterbu NOR 2:29:12
4. Jemima Jelagat KEN 2:29:41
5. Luminita Zaituc GER 2:30:09
6. Ulrike Maisch GER 2:32:41
7. Tsige Worku ETH 2:33:25
8. Julia Arkhipova KGZ 2:34:10
9. Anna von Schenk SWE 2:37:06
10. Rasa Drazdauskaite LTU 2:37:18

Die beiden dreifach Sieger von Frankfurt Herbert Steffny und Wilfred Kigen
Renndirektor Jo Schindler mit den beiden einzigen
Dreifachsiegern in Frankfurt bei den Männern:
Herbert Steffny und Wilfred Kigen rechts

(Foto, Copyright:
www.laufreport.de)

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