Berlin Marathon 2011
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Autor und Copyright: Herbert Steffny
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Patrick Makau läuft Weltrekord - 2:03:38 Stunden!
(von Herbert Steffny am 25./26.9.2011 aus Berlin)

Marathon Vortrag oder Workshop mit Herbert Steffny?


Diesmal mit Haile - Patrick Makau ging am Ende alleine auf Rekordjagd und unterbot die Zeit des Äthiopiers um 21 Sekunden.
(Foto, Copyright: Herbert Steffny)





Weltrekord 2:03:38 Stunden. Endlich hat Kenia auch diesen Weltrekord wieder, den Haile Gebrselassie Paul Tergat entriss und 2008 auf 2:03:59 Stunden verbesserte.
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Der Zweikampf Makau (links im grünen Trikot) gegen Haile (rechts im grünen Trikot) ging nur bis Kilometer 28. Dann musste der Meister dem 12 Jahre jüngeren Herausforderer die Berliner Straßen überlassen.
(Foto, Copyright: Herbert Steffny)





Die kleine Kenianerin Florence Kiplagat ist mit Sieg in Berlin in einer Topzeit in der Marathonszene angekommen.
(Foto, Copyright: Herbert Steffny)





Eine solide Leistung lieferte die Gelnhausenerin Irina Mikitenko ab. In 2:22:18 Stunden wurde sie in Berlin Zweite hinter der überragenden Kenianerin Florence Kiplagat..
(Foto, Copyright: Herbert Steffny)





Der Lohn der Mühe für knapp 33.000 Finisher: die Medaille im Ziel, diesmal mit dem Konterfei des Marathon Olympiasiegers Stefano Baldini.
(Foto, Copyright: Herbert Steffny)

Bei der 38. Auflage des Berlin Marathons gab es den achten Weltrekord auf dem schnellen Hauptstadt-Pflaster. Anders als im Vorjahr trat diesmal der Weltrekordinhaber Haile Gebrselassie (2:03:59 Stunden) gegen den über 10 Jahre jüngeren Herausforderer Patrick Makau aus Kenia an. Makaus Bestzeit stand bei 2:04:48 Stunden als Jahresschnellster 2010 und Vorjahressieger von Rotterdam und Berlin. Der Titelverteidiger gegen den vierfachen Sieger! Wahrlich ein Duell der ersten Klasse und dazu noch der Klassiker Kenia gegen Äthiopien. Makau und Haile verloren noch nie in Berlin, aber eine Serie musste nun enden. Ob Haile bei seinem come back nach dem Ausstieg beim New York Marathon 2010 allerdings wirklich richtig beraten war, hatte ich schon letztes Jahr angezweifelt. Der Meister hat meines Erachtens seinen Zenit längst überschritten.

Patrick Makau holt den Weltrekord nach Kenia

Leider kam es so wie befürchtet. Einer der größten Läufer aller Zeiten beginnt sich weiter zu demontieren, denn als es in Berlin in die entscheidende Phase ging, war der Äthiopier nicht mehr dabei. Bei 27 Kilometern legte Patrick Makau einen schnellen Kilometer in 2:47 Minuten zurück und hängte Haile ab. Bis 32 Kilometer hatte er noch einen Edelhasen Peter Kirui dabei und war danach alleine auf weiter Flur, aber drauf und dran den Weltrekord zu unterbieten. Den Sieg hatte er angestrebt, nicht unbedingt den Weltrekord, so der Kenianer hinterher bei der Pressekonferenz. Erst ab Kilometer 25 dachte er an die Bestmarke. Das Wetter, trocken-sonnig, am Start 9, später 16 Grad Celsius und windstill, war für die Elite noch in Ordnung. Für die Freizeitläufer sollte es mit 21 Grad Celsius um 14.00 Uhr später ein wenig zu warm werden. Die Halbmarathon Zwischenzeit von Makau war mit 61:44 Minuten schon recht verwegen, ein wenig schneller als die vereinbarten 62 Minuten, doch der Kenianer konnte sein Höllentempo auf den letzten 10 Kilometern alleine durchziehen und mit großem Vorsprung in der neuen Weltrekordzeit von 2:03:38 Stunden (das sind rund 20,6 km/h!) gewinnen! Endlich hat Kenia nach dem Olympiasieg, dem Weltmeistertitel nun auch den Marathonweltrekord. "Mein Manager hat schon viele Mails und SMS aus Kenia bekommen!" Interessanterweise gehört Patrick Makau nicht zum an der Westgrenze Kenias lebenden Stamm der Kalenjin, der die meisten guten Läufer stellt, sondern zu den Kamba, einem weiter östlich gelegenen Stamm. Kann sein, dass die Kalenjin um Eldoret, Iten, den Nandi Hills und Kapsabet sich nun in einer Art innerkenianischen Konkurrenz herausgefordert fühlen. Die Kamba haben bisher mit den Honolulu-, bzw. Chicago- und Rotterdamsiegern Patrick Ivuti oder Jimmi Muindi nur wenige Top-Marathonläufer hervorgebracht.

Die Zwischenzeiten von Patrick Makau:

Split Zeit Diff min/km km/h


5 km
14:3714:3702:5620.54
10 km 29:17 14:40 02:57 20.45
15 km 43:52 14:35 02:55 20.58
20 km 58:30 14:38 02:56 20.48
Halbm. 01:01:44 03:14 02:57 20.44
25 km 01:13:18 11:34 02:59 20.22
30 km 01:27:38 14:20 02:52 20.94
35 km 01:42:16 14:38 02:56 20.51
40 km 01:57:15 14:59 03:00 20.02
Finish 02:03:38 06:23 02:55 20.62



Ende einer Ära - Hailes Karriere Ende?

Berlin ist auch das Ende einer Ära Haile Gebrselassie. Hailes Zeit als Rekordjäger vielleicht auch als Läufer scheint nun endgültig beendet zu sein, obwohl Manager Jos Hermens auf der Pressekonferenz nun Dubai als nächsten Versuch ins Spiel brachte. 2:04 bis 2:05 Stunden könne Haile in einem gleichmäßigeren Rennen noch laufen. Der Äthiopier selbst sagte zunächst nichts und verschwand im Hotel. Er hatte bei dem schnellen Zwischenspurt von Makau offenbar Probleme mit der Atmung bekommen und ging bei 35 Kilometern endgültig aus dem Rennen. Makau sprach davon, dass eine schnellere Zeit durchaus möglich sei. "Es war ein wenig zu warm, die letzten 10 Kilometer bin ich alleine gelaufen, aber ich oder auch andere Kenianer können bald unter 2:03 Stunden laufen." Makau ist längst der Armut in Kenia davon gelaufen. In Berlin kassierte er 90.000 Euro für Sieg und Weltrekord. Darin sind die Antrittsprämie und die Boni der Ausrüster noch nicht inbegriffen. Die Gesamtsumme dürfte gut das Doppelte betragen. In Kenia ist man damit ein gemachter Mann.

Nebenbei Weltrekord auch über 30 Kilometer

En passant unterbot Patrick Makau übrigens auch den Weltrekord über 30 Kilometer mit 1:27:38 Stunden, den Haile 2009 in 1:27:49 Stunden zusammen mit seinem Tempomacher Sammy Kosgei aufgestellt hatte. Zwar lag der Pacemaker Peter Kirui in Berlin vor Makau, aber da er das Rennen nicht zuende lief, kann sein Zeit angeblich nicht anerkannt werden.... eigenartige Regelung, denn die 30 Kilometer ist er schließlich gelaufen! Oder? Die IAAF führt übrigens in ihren Statistiken die Zeit von Sammy Kosgei aus dem Jahre 2009, wenn auch hinter Haile. Hier wäre eine Klarstellung nötig. Für mich wäre Peter Kirui der Weltrekordinhaber. Nur drei Läufer unterboten im Ziel die 2:10 Grenze. Berlin setzt auf die Top-Namen und hat bisher damit immer Glück. Wäre auch Makau gescheitert so wären die Resultate für Berlin eher dürftig ausgefallen. Der Zweite, Stephen Kwelio aus Kenia war eigentlich als Tempomacher angetreten, lief aber durch. Ein ordentliches Zubrot.

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Florence Kiplagat düpiert die Stars

Auch bei den Damen gab es eine Wachablösung. Nicht der vorher hochstiliserte Zweikampf Irina Mikitenko gegen Weltrekordlerin Paula Radcliffe (2:15:25 Stunden) war am Ende die Story, sondern der frühe Alleingang der Kenianerin Florence Kiplagat aus Iten bei Eldoret. Die Halbmarathon- und Crossweltmeisterin stieg beim Debüt im Frühjahr noch beim Boston Marathon aus, kam aber nun mit einer Erfahrung reicher als meine Favoritin an die Spree. In einem Interview in der TAZ hatte ich mich übrigens am Tag vorher auf Makau und Kiplagat festgelegt. Nach einer Durchgangszeit von 1:10:11 Stunden bei Halbmarathon legte sie auf der zweiten Hälfte noch einmal ein wenig zu und gewann in erstklassigen 2:19:44 Stunden. Damit verfehlte sie nur knapp die Weltjahresbestzeit ihrer Landsfrau Mary Keitany (2:19:19 Stunden) vom London Marathon. Sie ist damit auch die neuntschnellste Läuferin aller Zeiten. 11 Damen haben bisher die 2:20 Stundengrenze geknackt. Sie wolle nun endgültig auf die Straße umsteigen und nicht mehr auf der Bahn oder beim Crosslauf starten. Sie ist verheiratet mit Moses Mosop, dem Zweiten von Boston 2011 in allerdings windunterstützten 2:03:06 Stunden. Bei einem Telefonat versprach er seiner Gattin ihr in Chicago nachzueifern. Beide sind nun das schnellste Marathon-Ehepaar aller Zeiten.

Irina Mikitenko zufrieden mit zweitem Platz

Gute Zweite wurde dahinter Irina Mikitenko in 2:22:18 Stunden. Sie sei "zufrieden, aber nicht glücklich" so die derzeit schnellste Deutsche. Glücklich wäre sie nur bei einem Sieg gewesen. Damit verbesserte die Gelnhausenerin immerhin ihre Leistung vom London Marathon deutlich. Sie sei froh, dass das Marathontraining nun vorüber sei. Ihren Kindern hatte sie eine Schokoladenparty versprochen. Als Dritte kam mit ordentlichen 2:23:46 Stunden Paula Radcliffe über den Zielstrich. Sie konnte die bereits enteilte Äthiopierin Atsede Habtamu nochmals einfangen. Sie wird an höchsten Maßstäben gemessen, aber diese Leistung kann man eigentlich als come back feiern und die Britin ist ihrem großen Ziel der Teilnahme am Olympiamarathon London im nächsten Jahr nun ganz nahe.


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Endlich mal wieder deutsche Männer unter 2:20! ;-))

Während Irina Mikitenko als beste deutsche Läuferin überzeugen konnte, war außer zu Beginn von der deutschen Männertruppe um Falk Cierpinski und Martin Beckmann bald nichts mehr zu sehen. Machten im Vorfeld die 29er Zeit von Cierpinski bei den deutschen 10km Meisterschaften noch Hoffnung, so trat erneut Ernüchterung ein. Beide stiegen (Beckmann nun zum x-ten Male) bei 25 bzw. 30 Kilometern aus. Auch hier sehen die Perspektiven trostlos aus. Bleibt die Hoffnung, dass in Frankfurt der Knoten bei Jan Fitschen und vor allem bei André Pollmächer platzt. Feiern darf aber als bester Deutscher Markus Weiß-Latzko von der LG Neckar Enz, der mit 2:19:03 Stunden gleich beim Debüt als Erster hierzulande in diesem Jahr die 2:20 Stunden Barriere unterbot! Knapp dahinter schaffte das auch Sven Weyer von der SG Spergau in 2:19:06 Stunden. Gratulation den beiden! Zweitbeste Deutsche wurde bei den Damen Silke Optekamp aus Kassel in 2:37:17 Stunden. Bei den Frauen war die Bilanz mit 10 Damen unter 2:30 Stunden deutlich besser als bei den Männern. 55 Frauen und 1.154 Männer blieben unter 3:00 Stunden (Gesamt 1.209 Läufer). Der Letzte überquerte den Zielstrich in 7:44 Stunden.



Bester Deutscher war Markus Weiss-Latzko - Freude über eine Bestzeit unter 2:20 Stunden!
(Foto, Copyright: Herbert Steffny)

Relativ wenige medizinische Vorfälle

Insgesamt finishten von 34.244 Startern 32.997 Läufer (25.576 Männer und 7.421 Frauen, Finisherquote 96,4 Prozent), das ist ein leichter Rückgang gegenüber den Vorjahren. Der Frauenanteil steigerte sich dagegen gegenüber dem Vorjahr leicht auf 22,5 Prozent. Der medizinische Report konnte keine schweren Zwischenfälle vermelden. 23 Teilnehmer wurden ins Krankenhaus eingeliefert, zwar doppelt soviele wie beim (gesundheitlich günstigeren) Regenwetter 2010, aber doch weniger als sonst transportiert werden müssen. Zwischen 700 und 2.000 Hilfeleistungen leistet der medizinische Dienst in den vergangenen Jahren durchschnittlich pro Veranstaltung. 2011 waren es nur 900. Die vorangemeldeten Nichtstarter gaben überwiegend orthopädische Probleme als Grund für ihre Absage an. 460 Teilnehmer nutzten auch die medizinische Beratung auf der Messe. 272 akzeptierten einen empfohlenen Startverzicht, überwiegend wegen Infekten der Atemwege.

Erneut geringe TV-Einschaltquoten

Die TV- Einschaltquoten der Berlin Übertragung waren wie im Vorjahr erneut sehr gering. Nur jeweils rund 2 Prozent schauten auf n-tv und Eurosport die Marathonübertragung, die zudem wenig Bilder vom Frauenrennen brachte. Das sind zusammen nur rund 400.000 Zuschauer, viel vielleicht für Eurosport oder n-tv, aber zuwenig für ein Weltklasse-Event wie den Berlin Marathon. Ob der neue Großsponsor BMW damit zufrieden sein wird?


Ergebnisse:

  Ergebnisse Männer:
1. Patrick Makau KEN 2:03:38
2. Stephen Kwelio Chemlany KEN 2:07:55
3. Edwin Kimaiyo KEN 2:09:50
4. Felix Limo KEN 2:10:38
5. Scott Overall GBR 2:10:55
6. Ricardo Serrano ESP 2:13:32
7. Pedro Nimo ESP 2:13:34
8. Simon Munyutu FRA 2:14:20
9. Driss El Himer FRA 2:14:46
10. Hendrick Ramalaa RSA 2:16:00
  Ergebnisse Frauen:
1. Florence Kiplagat KEN 2:19:44
2. Irina Mikitenko GER 2:22:18
3. Paula Radcliffe GBR 2:23:46
4. Atsede Habtamu ETH 2:24:25
5. Tatyana Petrova RUS 2:25:01
6. Anna Incerti ITA 2:25:32
7. Rosaria Console ITA 2:26:10
8. Valeria Straneo ITA 2:26:33
9. Eri Okubo JPN 2:28:49
10. Miranda Boonstra NED 2:29:23



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